Heute habe ich den Nachmittag im Garten verbracht. Es tat gut, an der frischen Luft zu sein. Der Himmel war zwar stark bewölkt, aber es hat nicht geregnet. Meine Maispflänzchen haben sich wieder etwas aufgerichtet. Vermutlich werde ich nicht mehr da sein, um sie zu essen. Dabei habe ich mich sehr darauf gefreut. Zuckermais mit Vanillegeschmack. Schon verrückt, auf was man sich freuen kann. Angefangen hat es in der Psychiatrie. Dort habe ich meinen Bonsai bekommen. Er war krank und fast ausgetrocknet. Ich sollte mich darum kümmern und versuchen ihm zu helfen. Verantwortung übernehmen. Es hat geklappt. Er fing an auszuschlagen und über jedes neue Blättchen habe ich mich gefreut. Er braucht viel Licht, aber leider ist mein Zimmer Richtung Osten und darum ist es nur morgens richtig hell. Pflanzen mögen es ja nicht, wenn man sie ständig versetzt, aber meinem Bonsai scheint es zu gefallen. Immer, wenn es ein schöner Tag wurde, habe ich ihn in den Garten gestellt und sofort bekam er neue Blätter. Lasse ich ihn in meinem Zimmer, passiert nichts. Draußen stehen lassen kann ich ihn nicht. Die Vögel picken die Erde raus und zerfetzen alles. Ich habe jetzt ein Netz um den Stamm auf die Erde gelegt. Das hält die Vögel wenigstens etwas ab. Romys Zimmer hat mehr Licht (darum ist es auch im Sommer etwas heißer dort :D), aber da wird sich mein Bäumchen wohl fühlen.
Heute tun mir meine Beine weh. Am liebsten will ich gar nicht aufstehen. Ich glaube, es sind die Krebszellen. Ich hoffe, dass die Schmerzbehandlung stark genug ist, wenn es schlimmer wird. Die Ärztin hat zu mir gesagt, vor Schmerzen muss ich keine Angst haben. Ist es so? Ist von euch schon mal jemand gestorben? Vermutlich nicht. Ich weiß, wie es bei Ruben war. Aber weiß ich es wirklich? Hatte er Schmerzen und konnte es nur nicht mehr sagen? Es wird keine Chemoblöcke mehr geben. Wird es schnell gehen? Meine Psychologin hat mir angeboten, dass ich sie jederzeit anrufen kann und sie dann zu mir kommt. Es ist nett von ihr. Aber kann sie mir noch helfen? Kann man jemanden aufs Sterben vorbereiten? Brauche ich Vorbereitung?
Es ist komisch. Seit dem ich zu Hause bin, denke ich doch viel mehr übers Sterben nach, als ich wollte. Ob es so was wie einen Zwischenhimmel gibt? Viele sagen, dass man eine verstorbene Person noch mal gerochen oder gefühlt hat. Werde ich das dann auch können? Romy wissen lassen, dass es mir dann gut geht? Werde ich es sie spüren lassen können? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass es einen Himmel gibt. Es müsste dort ziemlich voll sein. Was würde mit dem Himmel passieren, wenn die Erde aus dem Sonnensystem geschleudert wird? Sterben die Menschen dann noch mal, weil es dann keinen Himmel mehr gibt? Wo ist dann der Himmel hin? Vielleicht bleibt Energie zurück, wenn man stirbt. Alles benötigt oder ist aus Energie…. Der Körper zerfällt, aber die Seele nicht. Ist das die Energie, die zurück bleibt? Dann wäre es aber schwierig, Ruben zu finden. Vielleicht ist seine Energie gerade neben mir, um mich mitzunehmen, wenn es so weit ist. Ich hoffe, du bis da, Ruben……
Hallo meine liebe Penny,
Einen Zuckermais mit Vanillegeschmack? Cool was es so gibt! Brauch ich auch!:)
Also ich glaube, dass man wenn man wirklich stirbt keine Schmerzen mehr hat. Vorallem, da du ja auch etwas gegen die Schmerzen bekommst. Es ist aufjedenfall lieb von der Psychologin. Sie wird dich nicht zu 100% darauf vorbereiten können aber ich denke wenigstens ein bisschen.
Ich glaube es gibt einen Himmel. Und der ist unendlich und alle Leute die sich lieben kommen zusammen :). Ruben wird aufjedenfall bei dir sein. Das zwischen euch kann nicht getrennt werden, davon bin ich fest überzeugt. Du wirst von keinem der dich kannte jemals vergessen werden.
Ich denke ganz fest an dich Penny. Du fehlst mir. Jetzt schon.
Grüße meine beiden Omas von mir im Himmel okay? Im Himmel treffen wir uns dann mal gell?
Ich hab dich lieb.<3
Liebe Penny,
Ich hoffe, du kannst die Zeit zuhause mit möglichst vielen Schmerzen wenigstens etwas genießen. Gibt es definitiv keine Chemo mehr? Keine Bestrahlung? Keine Suche mehr nach einem Spender? Es ist irgendwie schwer zu glauben, dass man bei den Ärzten so schnell mit der Therapie aufhört. Das ist so traurig und ich kann es nicht verstehen :(
LG und fühle dich ganz fest geknuddelt
Menno hab mich verschrieben. Mit möglichst WENIG schmerzen natürlich!!!! Tut mir total leid, kann das nicht mehr löschen :'((((((
Hey Penny,
Freut Mich, dass du nach Hause durftest! Zuhause ist es doch am schönsten.
Natürlich machst du dir Gedanken übers sterben, aber du genießt auch deine Zeit wie zB rauszugehen und das find ich super wichtig, und freut mich für dich.
Niemand wird eine Antwort auf diese Fragen haben, ich persönlich glaube nicht an den Himmel. Es ist zwar schön sich vorzustellen, das zB ein Regenbogen ein Zeichen ist oder so ähnlich (daran glaubt meine jüngere Schwester ganz fest), aber für viele halt zu unrealistisch.
Aber jeder findet da schon seinen Glauben und wenn nicht, dann ist das auch nicht schlimm. Dann lässt Mans halt auf sich zukommen.
Ich hoffe du hast einen schönen Abend gehabt :)
Hannah
Edit: ich glaube allerdings schon, dass die Seelen irgendwohin kommen für mich ist es nur nicht der sogenannte Himmel. Und ich bin mir sicher Ruben und du findet euch dann.
Hallo Penny,
es ist erschreckend, das Junge Menschen in deinem Alter sich schon mit dem Thema „Sterben“ so aktiv auseinander setzen (müssen), obwohl sie eigentlich das Leben vor sich haben.
Egal wie lange du noch unter uns bist, du wirst den Menschen so in Errinerung bleiben, wie sie dich geliebt und geschätzt haben.
Vor einigen Tagen hast du geschrieben, dass du Videos für deine Familie gemacht hast, ich kenne den Inhalt nicht, aber es ist nach meiner Meinung eine schöne Art im Nachhinein „Danke für das Leben mit euch“ zusagen.
Deine Stärke ist wirklich beachtenswert und ich ziehe vor dir meinen Hut.
Gruß Lars
Ich habe dir beim anderen Eintrag meine neue Email hinterlassen. Ich hoffe, dass ich deine Mail bald bekomme. :)
Ich hoffe, du kannst die Zeit hier auf der Erde noch genießen. Wenn ich an den Tod denke, dann so, dass jeder bereit sein muss für die Sonne. Ich glaube an die Seele.
Ich hoffe, du bleibst hier noch ein Weilchen. Ich weiß, dass am Ende zwar nur der Körper geht und das die Liebe bleibt. Doch Penny wir alle hoffen auf ein Wunder. :)
Doch ich kann verstehen, dass du kein Bock mehr hast. Das es dir besser gehen würde, wenn all dies vorbei wäre. Ja ich verstehe das.
Luke <3 (der Typ, der nie die richtigen Worte findet)
Hallo Penny, ja ich lese immer noch und jetzt möchte ich auch noch etwas schreiben…
Haben die Ärzte dich „austherapiert“, so wie Ruben? Warum kannst du dann nicht bis zum Schluss zu Hause bleiben? Und warum hören die Ärzte einfach auf? Ich könnte auch keine Krankenschwester sein, die haben sich die Behandlungen auch nicht ausgesucht, und wie sagt man einer 16-jährigen, die man so lange versucht hat am Leben zu halten, dass sie nun sterben wird?
Aber denke auch, Sterben ist vielleicht eine Erlösung oder Befreiung für dich, nach dem was du durchmachen musstest. Ob es schlimm wird, kann man nicht sagen, ich glaube der „Rest“ geht im Kopf ab und da kann man sich eh schon nicht mehr ausdrücken. Ich habe mir mal bei Youtube ganz viele Nahtoderfahrungen angeguckt, ich finde das echt spannend..
Und es wird sicherlich so schlimm für deine Familie werden, daran möchte ich garnicht denken :(
Ich frage mich immer, was ist besser – einfach innerhalb einer Sekunde z.B. von einem Bus überfahren werden oder so qualvoll hingehalten werden wie du, wobei man sich da ja besser darauf vorbereiten kann und auch deine Familie, aber was heißt schon vorbereiten..
Ich hoffe jedenfalls noch einige weitere Posts von dir zu lesen und wünsche dir noch eine schöne Zeit, dass du noch etwas schönes erlebst, auch mit deiner Familie, dass dir dein Leben in guter Erinnerung bleibt. Und dass wenn es passiert, es nicht so schlimm für dich (und deine Familie) wird..
Alles gute, Isabell
Hallo Penny, ich bin froh das du zu Hause sein darfst. Wie es weitergeht? Ich weiß es nicht Da wird dir keiner von uns helfen können. Wir müssen hier bleiben und den Schmerz, den dein gehen bedeutet, aushalten. Es gibt doch aber ein Palliativteam das euch zur Seite steht? Denn dann brauchst du dir über Schmerzen keine Gedanken machen, die sorgen dafür das du keine aushalten mußt.
Ich schicke dir weiter Kraft damit dein Weg nicht so schwer wird.
Ganz liebe Grüße und eine feste Umarmung
Deine Diana
Hallo Penny,
Das mit dem Mais finde ich cool, das möchte ich auch probieren.
Ich glaube, ich kaufe mir einen Bonsai. Dann werde ich jedes Mal an dich denken, wenn ich ihn sehe!
Für uns alle hier wirst du nie tot sein. Du wirst immer in uns weiter leben und wir werden deine Botschaft immer weiter tragen. Wir werden dafur kämpfen, dass mehr Menschen sich registrieren lassen. Wir werden Menschen unterstützen, denen es schlecht geht. Und wir werden immer Mut durch dich bekommen, wenn es uns einmal schlecht geht. Du bist so ein tolles Mädchen, du wirst mir sehr fehlen.
Angst vor Schmerzen musst du bestimmt nicht haben. Ich bin mir sicher, dass man dir da helfen wird.
Ich bin mir ganz ganz sicher, dass es einen Himmel gibt. Und dort wirst du Ruben sicher wieder treffen und irgendwann wird auch deine Familie wieder zu dir kommen. Ruben hilft dir gerade bestimmt dabei und macht es dir leichter. Da bin ich mir sicher. Grüß meinen Opi und Kristina von mir.
Ich hoffe, du hast noch eine möglichst lange und schöne Zeit vor dir.
Wenn du Hilfe brauchst, melde dich jederzeit gerne bei mir.
Fühl dich ganz doll gedrückt <3
Ich hab dich lieb
Lulu
Hallo liebe Penny,
seit die Facebook Seite von dem kleinen Joey dein Blog gepostet hat, lese ich hier mit. Ich habe alles gelesen, vom ersten Beitrag bis zum letzten.
Ich bin auch eine Mutti und fühle grade mit deine Eltern und mit dir. Ich möchte dir gerne auch ein paar Zeilen da lassen.
Ich glaube ganz fest daran, das es nach dem Tod etwas gibt. Ich habe dir mal eine wundervolle Geschichte da gelassen. Daran musste ich denken, als ich dein letzten Beitrag gelesen habe.
Ich wünsche dir noch ganz viel Zeit hier auf Erden mit deinen liebsten und du wirst auch danach noch ganz nahe bei ihnen sein.
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter.
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling.
„Ja auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das was draußen kommen wird.“ antwortet der andere Zwilling.
„Ich glaube, das ist Blödsinn!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitteschön aussehen?“
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?“
„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.“
„Doch, es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.“
„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen von ‘nach der Geburt’. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.“
„Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen.“
„Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?“
„Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“
„Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt….“