Den heutigen Bericht schreibe ich in Vertretung für meine Schwester. Einige kennen mich bereits, ich bin Romina oder kurz Romy.
Penny geht es sehr schlecht. Die meiste Zeit ist sie kaum ansprechbar. Für Penny sicherlich besser, als das alles in vollem Bewusstsein zu ertragen.
Ich erzähle ein wenig vom Tagesablauf. Die Stammzellen sind zwar bereits hier, müssen aber noch vorbereitet werden.
Der Tag fängt um 5:00 Uhr früh an. Meine Schwester wird geweckt, weil erste Untersuchungen gemacht werden. Fiebermesser, der Monitor wird überprüft, Blut wird abgenommen und Medikamente gegeben.
Der Monitor ist sehr empfindlich und reagiert auf fast jede Bewegung. Wenn Penny sich dreht oder sich übergeben muss, erklingt ein grelles Piepsen, das ich dann ausschalte, was etwa 20 mal pro Nacht passiert und noch öfter am Tag. Alle 4 Stunden gebe ich ihr Augentropfen und so oft wie möglich helfe ich ihr bei der Mundspülung. Mein Handy ist zum wichtigsten Hilfsmittel geworden. Auch wenn ich hier nur einen leichten Schlaf habe, ist mein Wecker ganz auf Pennys Bedürfnisse eingestellt.
Um 6:00 Uhr kommt das nächste Pflegeteam und hilft Penny beim Duschen. Ein kurzer Moment, in dem sie von den Infusionen abgestöpselt wird. Eigene Pflegeprodukte sind hier nicht erlaubt. Duschgel und verschiedene Cremes kommen von hier. Penny hatte starke Kreislaufprobleme, so dass sie auf dem Weg ins Bad immer wieder zusammengesackt ist. Das Duschen und die Hautpflege ist jedoch besonders jetzt sehr wichtig.
Um 8:00 Uhr kam meine Mutter. Sie darf zu uns ins Zimmer, allerdings muss sie komplette Schutzkleidung tragen. Penny hatte sich sichtlich entspannt. Meine Mutter versuchte Penny zum Essen zu bewegen, aber sie bekommt keinen Bissen herunter. Selbst die 18 Tabletten waren eine große Herausforderung. Penny weinte dabei, weil sie nicht schlucken kann.
Gegen 9:00 Uhr bekam Penny wieder Sandimmun, ein Medikament, das verhindern soll, dass die Stammzellen abgestoßen werden. Der Körper würde, wie bei einer Infektion, dagegen ankämpfen und das muss natürlich verhindert werden. Der Blutdruck kann dabei sehr hoch gehen, darum wird der Monitor von 30 auf 15 Minuten gestellt. Die Manschette um ihren Arm pumpt sich in dieser Zeit alle 15 Minuten automatisch auf.
Manchmal öffnet Penny die Augen und fragt, ob es so weit sei. Sie möchte unbedingt wach sein.
Die Transplantation ist für 14:00 Uhr angesetzt. Ich melde mich dann wieder.
14:05 Uhr die Transplantation geht los. Ein Pfleger protokolliert alles, der Oberarzt hängt den ersten Beutel mit den Stammzellen an. Er dreht den Hahn auf und bleibt im Zimmer. Die Zellen laufen ziemlich flott in den Hickman. Dieser Beutel wird hoffentlich das Leben meiner Schwester retten. Der Arzt schaut mir über die Schulter und findet es gut, dass ich es für Penny festhalte. Mama lässt die Kamera laufen, damit Penny hinterher sehen kann, wie die zweite Transplantation verlaufen ist. Sie bekommt nichts mit. Ich zähle 10 Medikamente, die durch 4 Schläuche in sie hineinlaufen. Wo bleibt das alles? Ich frage mich, wie ihr kleiner Körper das verkraftet. Ich habe es ihr gewünscht, aber ich bin froh, dass sie schläft.
Ich habe ein kleines Problem. Penny wollte genau jetzt Frau Karrenbauer schreiben. Sie hat ihr nach der Mail ein neues Bild gemalt, so froh war sie über die Überraschung. Im Namen von Penny bedanke ich mich einfach an dieser Stelle. Wenn Penny erst mal wieder zu Hause ist, wird sie die Mail einrahmen, da bin ich mir sicher.

Der erste Beutel mit den Zellen ist durch und es wird ein zweiter angehängt.
Mein Vater ist auf dem Weg nach Hause. Pennys Zustand ist doch ziemlich ernst. Wenn er da ist, tauschen meine Mutter und ich die Rollen. Er müsste heute Abend ankommen. Noch sitzt er im Flugzeug.
Gerade wurde Penny wach und lächelt. Sie sagt, dass sie es schmeckt. Der Arzt sagt, dass sie das Mittel vom Einfrieren der Zellen schmeckt. Nach der Spende wurden die Zellen eingefroren und hier wieder aufgetaut. Es war nicht sicher, ob Penny heute tatsächlich transplantiert werden konnte. Meine Blutgruppe hat sie jetzt nicht mehr. Jetzt hat sie die Blutgruppe des neuen Spenders.
Der zweite Beutel läuft immer noch. Leben für Penny. Wir wissen, dass ihr ganz viele Leute wünschen, dass die Zellen anwachsen. Danke!
Auf dem Tisch liegen einige Geschenke. Leider durften sie nicht verpackt bleiben, da sie desinfiziert werden mussten. Sie sind in dem weißen Karton mit der Schleife. Die Briefe liegen daneben. Auch wir haben ihr einige Dinge besorgt, denn das hier wird ihr dritter Geburtstag. Sie wird sich sehr freuen.
17:00 Uhr Penny hat 39,9° / 40,1° Fieber. Es ist am Pendeln. Gerade wurde ein EKG gemacht, denn auf dem Monitor zeigen sich Extraschläge. Es wurde auch wieder Blut abgenommen. Eine Infektion würde sie jetzt nicht überleben. Ich hoffe, dass mein Vater schnell hier eintrifft. In den letzten 3 Tagen war Penny so voller Hoffnung und hatte Ziele, das darf jetzt nicht alles umsonst gewesen sein.
Sei stark, kleine Schwester!